Seit November 2016 veranstaltet der Fachbereich Rechtsphilosophie und Rechtssoziologie die Veranstaltungsreihe Graz Jurisprudence Talks, in der internationale WissenschafterInnen ihre Forschungsarbeit präsentieren und mit dem Publikum diskutieren.
Nach dem Kroaten Luka Burazin war gestern Stephan Kirste von der Paris Lodron Universität Salzburg zu Gast. Der Professor für Rechts- und Sozialphilosophie präsentierte seine Forschungsarbeit zum Thema Menschenrecht auf Demokratie. In seinem Vortrag erläuterte er den inneren Zusammenhang zwischen Menschenrechten und Demokratie, den er in der positiven Freiheit verwurzelt sieht.
Positive Freiheit bedeutet Selbstbestimmung. Ein Individuum kann selbst bestimmen, wie es sich innerhalb eines Rechtsrahmens verhält. Verwirklicht wird die positive Freiheit aber nur dann, wenn dieser Rechtsrahmen auch in einem öffentlichen Diskurs errichtet wird, der für jede und jeden EinzelneN offen ist. Demokratie in diesem Sinne ist nicht auf Wahlen beschränkt sondern eingebettet in ein viel breiteres Recht auf Mitbestimmung. Die Basis dieses Rechts auf Demokratie sieht Kirste wie einen Mühlstein, den die Menschen konstant bewegen, indem sie sich an der Setzung und Veränderung ihres eigenen Rechts beteiligen: „Es ist Ausdruck der individuellen Freiheit“, so der Forscher.
Am Ende des spannenden Vortragsabends stellte sich Kirste den kritischen Fragen des Publikums. Offen blieb letztlich die Frage, was passieren würde, wenn die Demokratie durch die Demokratie selbst abgeschafft werden würde.