Es ist genau 20 Jahre her, dass der damals größte Universitätsbau Österreichs seine Tore öffnete. Am 1. Oktober 1996 wurde das RESOWI-Zentrum in Betrieb genommen. Rekordverdächtig waren nicht nur die Ausmaße des 300 Meter langen Gebäudes, sondern auch dessen Bauzeit. In nur 30 Monaten wurde der von Günter Domenig und Hermann Eisenköck entworfene Bau buchstäblich aus dem Boden gestampft. Auch zwei Jahrzehnte danach prägt der architektonische Meilenstein die Uni Graz und wird mit der Neugestaltung der gegenüberliegenden Universitätsbibliothek den Campus neu erschließen.
Der lange Weg
Bis das Gebäude mit seiner Inbetriebnahme das Licht der Öffentlichkeit erblickte, erlebte es eine buchstäblich schwere Geburt. Schon 1970 gab es erste Diskussionen um das Projekt. 1971 wurde es mit der Bauland-Widmung des einstigen Sportplatzareals konkreter, 1979 mit dem ersten Raum- und Funktionsprogramm durch Dekan Univ.-Prof. Dr. Hans-Peter Liebmann, der dann als Baubeauftragter fungierte, greifbarer. Auch entstand damals die Bezeichnung „RESOWI-Zentrum". Die Abkürzung RESOWI steht übrigens für jene Wissenschaftsbereiche bzw. Fakultäten, die dort von Anbeginn beheimatet sind: RE-chtswissenschaften, SO-zialwissenschaften und WI-rtschaftswissenschaften.
Aktionismus
Nach langer Durststrecke riss Lehrenden und Studierenden der Geduldsfaden, sie gründeten 1991 ein Notstandskomitee. Dessen Sprecher Univ.-Prof. Dr. Wolf Rauch erinnert sich: „Wir haben zivilen Ungehorsam geübt. Denn die Situation war nicht länger erträglich. Die Studierenden mussten quer durch Graz pendeln, weil die Institute beider Fakultäten in der Stadt verteilt waren.“
Um das Ziel zu erreichen, setzte das Komitee auch auf Aktionismus: etwa mit einem medial aufsehenerregenden symbolischen Spatenstich 1992 sowie riesigen Transparenten rund um den Bauplatz. Das größte gibt es heute noch am Haus Universitätsstraße 27. „Eingemauert, in einem schmalen Spalt zwischen RESOWI-Zentrum und Altbau“, schmunzelt Wolf Rauch.
Zufrieden ist Rauch, der als Leiter des Instituts für Informationswissenschaft im RESOWI-Zentrum forscht und lehrt, dass sich viele Befürchtungen nicht bewahrheitet haben. Die Baukosten wurden unterschritten, das Verkehrsaufkommen nicht erhöht und die Kommunikation zwischen den WissenschafterInnen massiv verbessert. Ein kleiner bitterer Beigeschmack ist dem ehemaligen Rektor der Uni Graz (1997–1999) geblieben. Rauch: „Viel besser als RESOWI hätte mir die Bezeichnung Schumpeter-Zentrum gefallen, aber der Name war in den Köpfen bereits fest verankert.“
Idee der Funktionalität
Der damalige Rektor Helmut Konrad, in dessen Amtsperiode der Bau schließlich 1994 begonnen und 1996 eröffnet wurde, blickt nach wie vor stolz auf den gewaltigen Komplex: „Es war damals ein Meilenstein, dem man die Jahre nicht ansieht.“ Das RESOWI spiegle nicht den Zeitgeist wider, sondern setze die Idee der Funktionalität um. „Das hat Dauer!“, bekräftigt Konrad. Er beschreibt das Zentrum als einen der prägenden Bauten: „Es wurde der Campus gegen Osten erweitert und die Idee des Geidorf-Viertels aufgegriffen.“
Zugleich war das Großprojekt neues Terrain für die gerade neugeschaffene Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) sowie der damals größte Universitätsbau in Österreich. Einer der dominierendsten ist er bis heute geblieben.
Die UNIZEIT 4/1996 widmete dem neuen RESOWI einen ausführlichen Artikel, mit einer umfassenden Chronologie der Entstehungsgeschichte. >> Mehr
Am 8. November 1996 fand die feierliche Eröffnung statt. Die UNIZEIT berichtete darüber >> Mehr