Die Welt erlebt derzeit in Syrien nicht nur eine menschliche Tragödie, sondern auch eine einzigartige Serie von Zerstörungen von Denkmälern durch den Islamischen Staat (IS). Altorientalist Univ.-Doz. Dr. Hannes D. Galter warf im Rahmen der 7. fakultät bei einem Vortrag mit anschließender Diskussion - unter der Moderation von Historiker Ass.-Prof. Dr. Johannes Gießauf - einen Blick auf die Hintergründe. Knapp 300 BesucherInnen verfolgten im großen RESOWI-Hörsaal die spannenden Ausführungen.
„Angesichts der tragischen Ereignisse in Paris fällt es schwer, über Kulturgüter zu sprechen“, hielt Galter einleitend fest. Die Vernichtung der Monumente sei aber wesentlicher Bestandteil der Propaganda des Terror-Regimes. „Es geht dem IS um die Ausrottung lokaler Identitäten. Es wird Geschichte ausgelöscht, die so nicht mehr erzählt werden soll.“ Das Verbot bildlicher Darstellungen verortete Galter nicht im Koran: „Die Ablehnung hat sich erst aus der Traditionsliteratur heraus entwickelt.“ Zugleich erhöhe der Kahlschlag auch die Medienpräsenz. „Wir haben es mit einem Krieg der Bilder zu tun“ so der Wissenschafter. Die Videos über zerstörte Statuen und Tempel seien ein inszeniertes Spektakel, das Provokation im Westen auslösen soll.
Die Auslöschung von Palmyra und anderen unwiederbringbaren Stätten des Weltkulturerbes habe zudem einen Antiquitätenhandel im ganz großen Ausmaß entsteen lassen. „Der vom IS verachtete Westen ist der größte Abnehmer der antiken Zeugnisse“, so Galter. „Und die Einnahmen fließen in die Kriegsinfrastruktur.“ Schätzungen des FBI rechnen einen Umsatz in der Höhe von 300 Millionen Dollar pro Jahr vor.
Die Veranstaltung fand im Rahmen der 7. fakultät, des Zentrums für Gesellschaft, Wissen und Kommunikation der Uni Graz, in Kooperation mit der Grazer Morgenländischen Gesellschaft und der Urania Steiermark statt.