Die Luftqualität des Grazer Beckens wird in den Herbst- und Wintermonaten alljährlich zum öffentlich heiß diskutierten Thema. Dass Feinstaub Atemwegserkrankungen und eine Verschlechterung der Lungenfunktion verursachen kann, ist bekannt. Ein interdisziplinäres ForscherInnenteam der Karl-Franzens-Universität Graz hat im Zuge eines „Sparkling Science“-Projekts zusammen mit SchülerInnen untersucht, wie die winzigen Partikel auf das Allergie auslösende Potenzial von Pollen wirken.
Im Rahmen des zwei Jahre dauernden Forschungsprojekts waren die SchülerInnen des BRG Kepler Graz und der HWL-ECOLE Güssing/ Burgenland sowohl in die das Immunsystem betreffenden Untersuchungen als auch Feinstaubanalysen eingebunden. Die Ergebnisse der Kooperation werden am Freitag, 19. September 2014, an der Uni Graz präsentiert.
Der Feinstaub-Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter in Ballungsräumen wird im Winter häufig überschritten. „Österreichweit leiden deshalb mittlerweile rund 20 Prozent der Bevölkerung unter den gesundheitsschädlichen Auswirkungen der Partikel. In Graz sind rund 54.000 Personen davon betroffen“, weiß Walter Keller vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Uni Graz. Ungefähr 15 bis 20 Prozent der ÖsterreicherInnen reagieren zudem allergisch auf Pollen. Die Palette der gesundheitlichen Beeinträchtigungen reicht von Heuschnupfen und Schleimhautreizung bis hin zu Asthma oder anaphylaktischem Schock im Extremfall. Als Hauptverursacher gelten Allergene, die über die Luft mit Menschen in Kontakt kommen, wie verschiedene Baum- und Gräserpollen, Pilzsporen oder Hausstaubmilben.
Mit dem Ziel, den Zusammenhang zwischen Allergien und Umweltverschmutzung zu untersuchen, maßen die WissenschafterInnen gemeinsam mit den SchülerInnen das aktuelle Pollenaufkommen an belasteten und unbelasteten Standorten und verglichen die Werte mit Langzeitstudien. „Da Menge und Reinheit des belasteten Pollens für eine quantitative Analyse nicht ausreichend war, wurde auf eine künstliche Beladung von Reinpollen der Birke mit Feinstaub zurückgegriffen“, erklärt Walter Keller.
Durch diese Methode lassen sich quantifizierbare und reproduzierbare Feinstaubbeladungen im Labor herstellen. Besonderes Augenmerk legten WissenschafterInnen und SchülerInnen bei ihren Untersuchungen auf die Bindung von Immunglobulin E Antikörpern, kurz IgE, die verantwortlich für allergische Reaktionen sind, mit verschiedenen Pollen-Proteinen. „Unter diesen speziellen Bedingungen konnten wir feststellen, dass die künstlich mit Feinstaub beladenen Pollen eine deutlich veränderte IgE-Bindung aufweisen.“
Ob und in welchem Ausmaß ähnliche Veränderungen bei „natürlicher“ Feinstaubbelastung auftreten, muss erst in weiterführenden Forschungsarbeiten gezeigt werden. Weiters erstellten die SchülerInnen einen erstmals speziell für die steirische Landeshauptstadt konzipierten Pollenkalender, der AllergikerInnen und ÄrztInnen als Orientierungshilfe dienen soll.
Präsentation der Projektergebnisse:
Zeit: Freitag, 19. September 2014, von 14 bis 17 Uhr
Ort: Institut für Molekulare Biowissenschaften der Uni Graz, Hörsaal HS 44.11, Humboldtstraße 48/1, 8010 Graz