Betrug, Intrigen, Mordkomplotte: In William Shakespeares „Hamlet“ geht es wahrlich nicht zimperlich zu. Am Rande der eigentlichen Handlung bewegen sich zwei Höflinge, Rosencrantz und Guildenstern, Jugendfreunde des Kronprinzen. Sie werden beauftragt, herauszufinden, ob Hamlet tatsächlich dem Wahnsinn verfallen ist. Da die wichtigsten Szenen bei Shakespeare allerdings in ihrer Abwesenheit passieren, bleiben die beiden Charaktere in Tom Stoppards Stück aus dem Jahr 1966 völlig ahnungs- und orientierungslos: Sie begreifen weder, was um sie herum geschieht noch bleibt ihnen die Möglichkeit, ihrem unabwendbaren Tod zu entrinnen. Denn im letzten Akt von „Hamlet“ heißt es nun einmal ganz lapidar: „Rosencrantz and Guildenstern are dead“.
Nachdem sich die Pennyless Players, eine ursprünglich von Anglistik-Studierenden der Uni Graz gegründeten Theatertruppe, in den vergangenen Jahren hauptsächlich englischsprachige Komödien wie "Picasso at the Lapin Agile" von Steve Martin (2012), "All in the Timing" von David Ives (2013) und zuletzt „Figaro“ von Charles Morrey (2014) gewidmet hatten, nahm das Team rund um Regisseurin Cecilia Servatius für seine insgesamt zehnte Produktion seit dem Jahr 2007 ein Paradebeispiel des Absurden Theaters in Angriff. Hauptthema dieser Stilrichtung ist die allgemeine Sinnfreiheit des Lebens sowie die Orientierungslosigkeit einzelner Menschen, deren Handlungen stets ohne weitreichende Bedeutung bleiben.
Lisa Rohrer (Rosencrantz) und Barbara Kapfer (Guildenstern) beeindruckten bei der Premiere am 15. Jänner 2015 in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Grazer Literarturhaus als unbedarfte Hauptcharaktere. Beide Hobby-Schauspielerinnen bewältigen in dem über zwei Stunden dauernden Stück unglaubliche Mengen an Text mit viel Witz, in astreinem Englisch und ohne einen einzigen Hänger. Großartige Unterstützung erhalten die beiden von den gleichermaßen engagierten – und mit großartigen Kostümen ausgestatteten – Carina Steger (Hamlet), Julia Mikusch (Claudius), Ida Maria Jaritz (Gertrude), Ricarda Meisl (Polonius) und Giulia di Pietro (Ophelia). David Leersch verleiht dem Anführer der Schauspiel-Gruppe, die im zweiten Akt des Stücks eine Persiflage auf die tragischen Ereignisse an Dänemarks Königshof auf die Bühne bringen, mit viel Humor ein Faible für große Gesten. Seine „Players“ sorgten beim Premierenpublikum, darunter waren auch einige Mitglieder des Instituts für Anglistik, für besonders viele Lacher – trotz des defätistischen Endes. Horatio (Karo Zefferer) reflektiert schließlich inmitten der toten ProtagonistInnen aus „Hamlet“ mit Shakespeares Worten, dass die destruktiven Pläne ihren UrheberInnen „auf den Kopf gefallen sind“.
Das Resümee des Abends: Abermaliger frenetischer Applaus für die Hobby-AkteurInnen, deren Freude am Spielen sich auf die begeisterten ZuschauerInnen übertrug. Die "Players" bleiben aber weiterhin „pennyless“: Alle Einnahmen aus den insgesamt vier angesetzten Aufführungen werden auch heuer wieder gespendet. Dieses Mal unterstützen die Studierenden das Mojo Projekt sowie sozialschwache VolksschülerInnen in Graz, um ihnen Aktivitäten wie Museumsbesuche oder Ausflüge zu ermöglichen.
Die letzten beiden Aufführungen von "Rosencrantz an Guildenstern are dead" finden am Freitag, 23., und Samstag, 24. Jänner 2015, im Literaturhaus statt, Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Die Karten kosten 10 Euro bzw. 5 Euro (Ermäßigung) und sind unter pennylesstickets(at)gmail.com zu reservieren.