Der "Blume aus dem Gemeindebau" widmete Wolfgang Ambros 1977 einen Hit. Die Gemeindewohnungen in Graz rangierten allerdings bislang unter "ferner liefen", was die wissenschaftliche Aufarbeitung ihrer Baugeschichten angeht. Eine neue Publikation, herausgegeben von Michaela Strapatsas, MA, und Universitätsmuseen-Leiter Ao.Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Reisinger, widmet sich nun erstmals der Geschichte des Grazer Gemeindebaus und der ihrer BewohnerInnen. Während Wien, Linz und Innsbruck sich bereits umfassend mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, betreten die AutorInnen Strapatsas, Reisinger, Dr. Bernadette Biedermann und Dr. Andreas Golob mit ihrem Werk in Graz Neuland.
"Die historische Dimension der Gebäude lässt gesellschaftliche Entwicklungen erkennen, wie beispielsweise den Wandel des Lebensstandards, die sich verändernden politischen Einstellungen zum Gemeindebau oder den zunehmend behutsamen Umgang mit alten Gebäude im Sinne des Denkmalschutzes", so die WissenschafterInnen. Besprochen werden in dem Buch der Reinerhof - übrigens das älteste urkundlich erwähnte Gebäude der Stadt, in dem elf Gemeindebauwohnungen untergebracht sind - , die Fröbelgasse 25, der Eggenberger Gürtel 40, die Triestersiedlung sowie die Kienzl-Siedlung/Ekkehard-Hauer-Siedlung. In den einzelnen Kapiteln zeichnen die AutorInnen nicht nur die Bauphasen nach und streichen architektonische Besonderheiten hervor, sondern lassen auch die BewohnerInnen ihre eigenen Geschichten zum Leben im Gemeindebau erzählen.
Nikolaus Reisinger, Michaela Strapatsas (Hg.): Gemeinde.Wohnen. Aspekte des Grazer Gemeindewohnbaus. Graz, Diversity Consult Network, Reihe Gesellschaftliche Vielfalt Band I, 2014. Erhältlich im Buchhandel, 29 Euro.