Europa ist im Wandel, ist einem ständigen Prozess der Veränderung unterworfen. Das wirft Fragen zur Zukunft der Europäischen Union und des europäischen Kontinents auf. In diesem Semester veranstaltet das Zentrum für Südosteuropa-Studien an der Universität Graz eine Ringvorlesung, die "Europäisierungsprozesse" am Balkan interdisziplinär beleuchtet. Sie findet unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Florian Bieber immer mit anderen Vortragenden donnerstags von 17 bis 18:30 Uhr im LS 15.03 im RESOWI-Zentrum statt.
Europäisierung ist ein Kernkonzept zur Erklärung des Transfers von Recht und Institutionen der EU in Richtung potentieller Mitglieder. Politische EntscheidungsträgerInnen und die Wissenschaft haben diesen Übernahmeprozess lange als Instrument zur Förderung liberaldemokratischer Reformen in Südosteuropa und anderen Regionen betrachtet. Seit einigen Jahren befindet sich dieser Prozess allerdings in einer Krise, die auf eine schwächelnde Anziehungskraft liberaldemokratischer Ideen nicht nur in der südosteuropäischen Peripherie, sondern auch in den EU-Kernländern zurückzuführen ist. Dazu kommt, dass auch die Institutionen und Mechanismen, welche diese Normen, Institutionen und Regeln transferieren, geschwächt sind.
Ausgehend von dieser Krise diskutiert die Ringvorlesung ein kritischeres Verständnis des Konzepts, welches historische Tiefe und verschiedene Disziplinen einbringt, um die Breite des Prozesses zu beschreiben. Dieser kritische Europäisierungsansatz geht davon aus, dass Transfer und Verhandlung bereits seit mindestens zwei Jahrhunderten stattfinden und in mehreren Wellen erfolgt sind. Mittels einer interdisziplinären Perspektive beleuchtet das Programm nicht nur die jüngste Europäisierungskrise, sondern hinterfragt das Konzept kritisch um zu ergründen, inwiefern es ein Element zur Reproduktion von Machtverhältnissen darstellt.
Ringvorlesung: Europäisierungsprozesse in Südosteuropa
Wann? Donnerstags, 17 bis 18:30 Uhr
Wo? LS 15.03, RESOWI