Seit mehr als 150 Jahren werden Flechten als Symbiosen zwischen einem Pilz und einer Alge angesehen. Diese Definition wurde lange nicht erweitert und formte die Basis für Hypothesen zur Systematik, Fortpflanzung und Ökologie von Flechten. In den vergangenen Jahren gerät diese Sicht aber ins Wanken: „Mittlerweile werden Flechten nicht mehr nur als Symbiose aus zwei Partnern betrachtet, sondern als Miniatur-Ökosysteme bei denen sowohl Bakterien als auch weitere Pilze eine Rolle spielen können“, erklärt Mag. Philipp Resl vom Institut für Pflanzenwissenschaften der Uni Graz. Er erforscht in seiner Dissertation, ob eine Spezialisierung des Boden-Grundmaterials Flechten dazu zwingen kann, ihre Symbiosen aufzugeben.
Für diese vielversprechende Arbeit erhielt Resl kürzlich einen Theodor Körner Förderpreis im Bereich Medizin, Naturwissenschaften und Technik. Insgesamt 17 junge ForscherInnen wurden heuer in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet; zusätzlich wurden der Innovationspreis des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie, der Wiener Preis der Stadt Wien, der Publikationspreis Verlag des ÖGB sowie der Herbert Tumpel-Preis vergeben. Bundespräsident Alexander van der Bellen lud nach dem Festakt an der Universität Wien zum traditionellen Empfang in die Hofburg.
Resl geht in seiner Arbeit davon aus, dass starke Substratbindung sich auf das Genrepertoire der Pilze auswirkt und auf diese Weise sogar zum Verlust der Symbiosebildung führen kann. „Ich werde zeigen, dass Flechtensymbiosen plastischer sind als bisher angenommen und was dazu führt, dass symbiotische Lebensweisen, auch wenn sie über Jahrmillionen erfolgreich waren, wieder aufgegeben werden. Meine Ergebnisse werden nicht nur die Definition von Flechtensymbiosen entscheidend erweitern, sie werden auch helfen, unterschiedliche Lebensstile von Pilzen und ihre Verknüpfungen besser zu verstehen“, so der Wissenschafter, der seinen Preis von Kuratoriumspräsident Herbert Tumpel überreicht bekam.
Der Theodor Körner Förderfonds
Anlässlich des 80. Geburtstages von Bundespräsident Theodor Körner im Jahr 1953 wurde - da der Jubilar auf alle persönlichen Geschenke verzichtete - der Theodor Körner Förderungsfonds für Wissenschaft und Kunst von Arbeitnehmerorganisationen errichtet. Dieser unterstützt junge WissenschafterInnen und KünstlerInnen Österreichs, die hervorragende Leistungen erbringen und von denen wichtige Beiträge für ihre jeweiligen Fachdisziplinen erwartet werden können. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld verbunden, das als Beihilfe zur Durchführung und Fertigstellung wissenschaftlicher bzw. künstlerischer Arbeiten dienen soll. Die Arbeit muss innerhalb von zwei Jahren nach Preisübergabe abgeschlossen werden. Die eingereichten Projekte beurteilt ein Beirat unter der Leitung von Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb, der sich aus ExpertInnen aus Wissenschaft und Kunst zusammensetzt.