Ob auf Hausfassaden kletternd, Kaufhäuser bewerbend oder von Grußkarten winkend: Der rotgewandete Weihnachtsmann wird bei uns von Jahr zu Jahr präsenter, sodass vielfach befürchtet wird, der Immigrant würde das Christkind verdrängen. „Das liegt vielleicht daran, dass es für das engelhafte Wesen kein einheitliches überliefertes Bild gibt, deckt sich aber nicht mit der Realität“, zerstreut Amerikanist Stefan Brandt diese Sorgen. Und erklärt, dass die Figur, deren erste öffentliche Darstellung in den USA aus dem Jahr 1863 stammt, eigentlich ohnehin deutsche Wurzeln hat. Der Karikaturist John Nast zeichnete für das Titelbild eines Magazins Santa Claus als dicklichen, älteren Herrn, der Geschenke verteilt. „Das Bild ist von Nasts Kindheitserinnerungen geprägt. In seiner Heimat Landau in der Pfalz gab es die traditionelle Figur des Belzenickel, die braven Kindern Geschenke brachte“, weiß Brandt. Emotionale Debatten über neu eingeführte Weihnachtsbräuche gab es vor mehr als hundert Jahren übrigens auch auf der anderen Seite des großen Teichs: Der aufgeputzte Baum, den deutsche EinwanderInnen nach Pennsylvania brachten, wurde zunächst abgelehnt – setzte sich dann aber schließlich doch in den gesamten USA durch. In Österreich wird wohl trotz allem das unsichtbare Christkind noch viele Jahre Strahlen in Kinderaugen zaubern.
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