Eigentlich wollte Lotte einen Singleurlaub machen, sich ein bisschen aus ihrer Komfortzone bewegen. Doch dann landet sie im mythologischen Griechenland – in einem Kriegsgefangenenlager, in dem die trojanischen Frauen auf ihr Schicksal warten. Die Pennyless Players behandeln im Theaterstück „Trojan Barbie“ von Christine Evans, das auf Euripides‘ „Die Troerinnen“ basiert, aktuelle Themen wie Krieg, Flucht und Verdrängung. Das Stück fragt unter anderem nach weiblicher Solidarität und zeigt diese in einem antiken Gefangenenlager – oder doch im Heute?
Moderne Soldaten bewachen das Lager, in dem griechische Heldinnen mit ihrem Schicksal ringen. Darunter Hecuba, die einst Königin war und nun zusehen muss, wie ihre Stadt und ihre Kinder untergehen. Auch Helena, die nach Troja entführt worden war – was als Rechtfertigung für den trojanischen Krieg herangezogen wurde –, befindet sich im Lager. Und dazwischen irrt Lotte umher; in ihrer leicht naiven Art ist sie verwirrt von den Geschehnissen und spiegelt dabei vielleicht das Unverständnis wieder, mit dem wir als Außenstehende den Themen Krieg und Verdrängung manchmal begegnen.
Verwirrend ist das Stück durchaus. Viele verschiedene Handlungsstränge wechseln einander ab; sie sind durch die Gestaltung auf der Bühne gut voneinander zu unterscheiden, manchmal aber in Dialogen ineinander verschränkt. Mitunter wird eine Metaebene eingeführt. „Trojan Barbie“ erscheint als Tragödie, in die immer wieder komische Elemente eingewebt werden. Und so hinterlässt das Stück einen unklaren Gefühlszustand, der zwischen aufgewühlt, unterhalten, verstört, beeindruckt und nachdenklich pendelt. Wie jedes Jahr spenden die Pennyless Players den Erlös an karitative Einrichtungen, zum Thema passend sind das diesmal der Verein SOMM und ZEBRA.
Weitere Aufführungen von „Trojan Barbie“ gibt es noch am 23. und 24. Mai im Volkshaus Graz.
Im AirCampus der Grazer Universitäten gibt es einen Premieren-Nachbericht zu hören.