Zweiter Teil der Serie
Was kann die Mediathek so alles? Rosina Harrer ist heute im Aircampus-Graz-Interview. >> Mehr dazu
Der Serie erster Teil
Man stelle sich vor in einer Erstausgabe von Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ zu schmökern. Oder einfach nachzuschauen, wer, wann, wo und wie gelebt hat. Die Mediathek der Universitätsbibliothek Graz hat einiges zu bieten, was auf den ersten Blick vielleicht einem ahnungslosen Auge verborgen bleibt. Da stehen Biographische Archive neben Mikrofilmen mit Personendaten und Mikrofiche (Mikroplanfilm).
Es stehen dort Mikrofilm-Scanner, in denen man diese Filme einspannt, und dann in alten Zeitungsausgaben recherchiert. Per Knopfdruck kann gescannt werden. „Wir decken so ziemlich alles ab, was es als Medium gibt“, erklärt Rosina Harrer, die seit Herbst dieses Jahres die Geschicke der Abteilung leitet. Mit den Rechnern vor Ort kann in Datenbanken & Co recherchiert und gescannt werden. Genutzt werden können diese Ressourcen von jeder/jedem UB-Graz-NutzerInnen, der über einen gültigen Ausweis verfügt.
Die Mediathek verfügt über einen Präsenzbestand, der aber auch für drei Tage – zum Beispiel über das Wochenende – entlehnt werden kann. Vorhanden sind mehr als 6000 DVDs, 1300 Zeitungstitel auf Mikrofilm, 64 Bildsammlungen, zudem Tonträger und CD-ROMs zu unterschiedlichen Fachgebieten. Und noch vieles mehr. So gibt es wertvolle Informationen, die in so manchen Internetarchiven nicht verfügbar sind. Auffindbar ist der Bestand der Mediathek im Bibliothekskatalog uni≡kat.
„WBIS-Online“ in Verbindung mit Biographischen Archiven auf Mikrofilm
„WBIS-Online“ (World Biographical Information System) ist eine abgeschlossene Datenbank, die biographische Informationen zu rund 6 Millionen Persönlichkeiten aller Jahrhunderte und aller Sprach- und Kulturräume bietet. Diese Datenbank bildet auch den Index mit dessen Hilfe die Volltexte der „Biographischen Archive“ auf Mikrofiche erschlossen werden, die an der Mediathek benutzt werden können.
Aus rund 10.000 – Nachschlagewerken (Erscheinungszeitraum vom 16. bis Anfang des 21. Jahrhunderts) wurden Artikel mit Personen herausgelöst, in ein neues Alphabet gebracht und auf Mikrofiches verfilmt. Die Recherche erfolgt über WBIS-Online (Einstieg über DBIS) oder am entsprechenden PC in der Mediathek. Die Suche führt zu den Eckdaten (Namen, Beruf, Geburts- und Sterbejahr, Quellennachweis) der verzeichneten Personen. Der Volltext kann an einem der Mikrofilmscanner eingescannt und auf USB-Stick mitgenommen werden.
Die Ausnahme bildet das „Jüdische biographische Archiv“: Die Volltexte der ersten Sequenz stehen sowohl elektronisch als auch auf Mikrofilm zur Verfügung, die zweite nur elektronisch.
Munzinger-Archiv
Darüber hinaus bietet die Mediathek Zugang zum Munzinger-Archiv. Alle Informationen werden geprüft und bewertet, bevor sie in die Munzinger Datenbanken aufgenommen werden. Die neuesten Daten werden monatlich eingespielt, die Quellenangaben sind zitierfähig. Der Vollzugang ist nur an einem dafür bereit gestellten PC in der Mediathek möglich.
Das Munzinger-Archiv umfasst fünf Datenbanken, die miteinander verlinkt sind:
- Personen: Enthält Einträge zu Lebenslauf und Lebenswerk von z.Zt. ca. 25.000 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur ab 1946 bis zur Gegenwart.
- Länder: Berichte zu allen Ländern und wichtigen Organisationen der Welt
- Chronik: Die wichtigsten Ereignisse weltweit seit 1986
- Sport: ca. 10.600 Biographien
- Pop: ca. 1.800 Biographien von Interpreten, Gruppen u. a.
Bibliothek Stein
Die Bibliothek Stein ist die größte private Literatursammlung zur Geschichte des Sozialismus. Sie geht auf den deutschen Unternehmer Max Stein zurück. Besonders seltene und wegen ihrer intensiven Benutzung nicht mehr ausleihbare Werke der Sammlung Stein wurden hier erstmals über eine Mikrofiche-Edition zugänglich gemacht. Sie umfasst Werke zur Theorie des Sozialismus sowie zur politischen und organisatorischen Geschichte der Arbeiterbewegung. Der Schwerpunkt liegt auf dem in Deutschland und Mitteleuropa erschienenen Schrifttum seit Marx und Engels und seit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) im Jahre 1863. Auch die Arbeiterbewegung des Auslandes ist dokumentiert: sowohl mit deutschen als auch mit ausländischen Schriften, letztere meist ins Deutsche übersetzt. Von bedeutendem Wert sind die zahlreichen Erstausgaben sozialistischer Klassiker. Die Auswahl enthält vor allem Kleinbroschüren, nichtkonventionelle Schriften, Editionen kleinerer Verlage usw. Für die Forschung ist das Urheberschrifttum von Organisationen der Arbeiterbewegung von besonderer Wichtigkeit.
Bibliothek der Deutschen Literatur
Die Bibliothek der deutschen Literatur umfasst ungefähr 30.000 Fiches. und einem Supplement ist annähernd die gesamte im Druck erschienene deutsche Literatur von etwa 1650 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts im Volltextenthalten. Übersetzungen, philosophische Werke, kunst-und musikwissenschaftliche Schriften wurden ebenfalls. Die Sammlung wurde nach dem „Taschengoedeke“ von Leopold Hirschberg (Ausgabe 1970) auf Grundlage des Hauptwerks des Literaturhistorikers Karl Ludwig Friedrich Goedeke (15.4.1814 - 27.10.1887) zusammengestellt: „Grundriss zur Geschichte der deutschen Literatur“. Auf 30.000 Mikrofiches finden sich mehr als 3.000 Autoren mit ihren Werken. Anonyma und Pseudonyma werden, soweit bekannt, entschlüsselt. Für dieses Unternehmen wurden Bücher aus über 100 deutschen Bibliotheken abgelichtet, insgesamt 45.000 Bände. Das 2. Supplement enthält vor allem Werke der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es sind dies etwa 1500 Titel von über 100 Autoren. Die Titelauswahl beruht zum größten Teil auf der Bibliographie „Erstausgaben deutscher Dichtung“ von Gero von Wilpert und Adolf Gühring.