Wenn die USA ihre militärische Macht ausspielen, ihre wirtschaftliche Stärke demonstrieren und ihr kulturelles Sendungsbewusstsein betonen – dann liegen frappierende Ähnlichkeiten mit Cowboys des Wild-West-Genres auf der Hand. Der Amerikanist Stefan Rabitsch erforscht, wie politische Agitation und Kopfbedeckung, also Cowboy-Hut, zusammenhängen.
„Der Cowboy-Hut ist mit Bedeutungen stark aufgeladen“, misst Rabitsch dem Kleidungsstück eine große symbolische Rolle bei. Vor allem mit den Wild-West-Filmen des 20. Jahrhunderts hat dieses Markenzeichen in der globalen Populärkultur Eingang gefunden und nach wie vor seine Wirkung behalten. Der Hut repräsentiert den Beschützer, den Bekämpfer des Bösen und den Helden, der zum Showdown alle aus der Misere rettet.
Handlungsweisen, die, so der Forscher, als Cowboy-Diplomatie bezeichnet werden und sich bei amerikanischen PolitikerInnen wiederfinden. Allen voran Ronald Reagan, US-Präsident in den 1980er-Jahren. Der frühere Schauspieler hat sich sowohl der Sprache als auch der Symbolik bedient, ebenso wie einer seiner Nachfolger George W. Bush. Doch auch schon davor hat die Filmgattung in der Politik Spuren hinterlassen, erinnert Rabitsch. Etwa in der Zeit des Vietnamkrieges lässt sich das John Wayne-Syndrom genannte Phänomen ausmachen – nach der Devise: „Wir verteidigen die Schwachen und kämpfen gegen die Schlechten.“
Und eine weitere Komponente will der Kulturwissenschafter verdeutlichen. Der Hut steht nicht nur für amerikanische Identität, er ist auch Sinnbild für erfolgreiches Unternehmertum. So ist der bekannteste Hersteller, die Firma Stetson, Teil der amerikanischen Geschichte von Entrepreneurship.
Stefan Rabitsch – selbst bekennender Hutträger – will mit seiner Forschung zugleich Übersetzungsarbeit für das Heute leisten: „Ich will Symbolwirkungen erklären und Muster aufzeigen, die in der politischen Szene immer wiederkehren.“ Diese und andere Aspekten der Kulturgeschichte von Western-Hüten will Stefan Rabitsch in seiner entstehenden Habilitation beleuchten – am Institut für Amerikanistik der Universität Graz sowie im kommenden Jahr in Vereinigten Staaten, wo er am Center for the Study of the American West an der West Texas A&M University dank eines Fulbright Visiting Scholarship Grant die wissenschaftliche Recherche vor Ort betreiben wird.
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Dienstag, 30.10.2018