Im Frühjahr 2016 erhielt die Uni Graz als erste Universität weltweit einen UNESCO Lehrstuhl für Menschenrechte und menschliche Sicherheit. Lehrstuhlinhaber Ao.Univ-Prof.Dr. Gerd Oberleitner lud gestern, 12. Dezember 2016, zur Auftaktveranstaltung zum Thema akademische Freiheit in Europa ins Palais Kottulinsky in Graz ein.
2016 war eines der herausforderndsten Jahre für die akademische Freiheit seit Langem – seit Jahren tobt der Bürgerkrieg in Syrien und Irak, der die akademische Infrastruktur der Länder nachhaltig zerstört hat. Zusätzlich sind auch WissenschafterInnen in der Türkei seit dem vergangenen Jahr zunehmend von Masseninhaftierungen, Zensur und Reisebeschränkungen betroffen. Diese aktuellen Entwicklungen nahm Oberleitner zum Anlass, das Thema akademische Freiheit gemeinsam mit einem international besetzten Podium zu diskutieren.
Stephen Wordsworth von CARA (Council for At-Risk Academics), eine Organisation, die sich für verfolgte und flüchtende WissenschafterInnen einsetzt, berichtete von den höchsten Zahlen an Anfragen von betroffenen AkademikerInnen im Jahr 2016 seit den 1930er-Jahren. Gabriele Eschig von der österreichischen UNESCO-Vertretung betonte, wie wichtig die Arbeit der Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen für den Schutz von bedrohten AkademikerInnen ist. Univ.-Prof. Dr. Kerem Öktem vom Zentrum für Südosteuropa-Studien der Uni Graz ging auf die Ereignisse in der Türkei im vergangenen Jahr ein und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Benedek vom Uni ETC berichtete schließlich von der Arbeit des World University Service (WUS).
Von allen Vortragenden wurde betont, wie wichtig der Schutz der WissenschafterInnen ist, um zu gewährleisten, dass Länder nach Jahren der Krise wieder aufgebaut werden können, dass das Wissen nicht verloren geht und vor allem, dass es noch LehrerInnen gibt, die das Wissen auch an die nächste Generation weitergeben können. Dies trägt nachhaltig zur Etablierung von Demokratien und zur Sicherung von Frieden bei.
Eröffnet wurde die Auftaktveranstaltung durch Forschungs-Vizerektor Peter Scherrer und dem Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät, Univ.-Prof. Dr. Stefan Storr. Scherrer mahnte in seiner Begrüßung das unabdingbare Festhalten der Freiheit von Wissenschaft ein. Dekan Stefan Storr betonte Auftrag und Pflicht einer Universität, Menschenrechte umzusetzen. Und Gerd Oberleitner, hob schließlich neben der Relevanz für Kooperationen und der gesellschaftlichen Bedeutung in der Stadt der Menschenrechte den Stellenwert der Professur für die Bildung hervor: „Wir wollen unsere Studierenden ermutigen, aktive und verantwortungsvolle WeltbürgerInnen zu sein.“