Vor ziemlich genau hundert Jahren formulierte Alfred Wegener, ab 1924 Professor für Meteorologie und Geophysik an der Uni Graz, die Theorie der Kontinentalverschiebung, die ihm später zu Weltruhm verhalf. Der studierte Astronom, der sich später der Meteorologie zuwendete, unternahm 1906 und 1912 zwei große Expeditionen mach Grönland. Rund hundert Jahre später begab sich nun Kurt Stüwe, Erdwissenschafter an der Uni Graz, auf die Spuren des Pioniers. "Wir wollten erstens Spuren von Wegeners Unternehmungen finden - was erfreulicherweise gelang -, und zweitens geologische Proben für verschiedene Forschungsprojekte an Stellen entnehmen, wo bisher noch nie jemand hingekommen ist", berichtet der Forscher. Die abenteuerliche Reise unternahm er von Alaska aus gemeinsam mit dem Piloten und Schilodge-Besitzer Paul Claus in einem eigens umgebauten Kleinflugzeug, das auf Stränden, in der Tundra und sogar auf Eis landen kann.
"Mit Karten über Wegeners Expeditionen auf den Knien flogen wir knapp über dem Boden hunderte Kilometer Küstenlinie ab, um Relikte zu finden - und stießen tatsächlich auf einen Schlitten, den er bei seiner Expedition 1912 verwendet hatte", erzählt Stüwe begeistert. Die gesammelten Gesteinsproben werden an verschiedenen europäischen Universitäten analysiert.
Einen kleinen Teil der Tour machten auch die Grazer Studenten Gerald Raab und Felix Rauschenbusch mit, die sich im Rahmen ihres Masterprojekts mit Ostgrönland befassen. Für die Finanzierung der Reise konnten Werner Piller und Kurt Stüwe die Österreichische Akademie der Wissenschaften gewinnen, im nächsten Jahr wird ein Buch zur Gedenkexpedition erscheinen.